Und, was habt ihr so während der Pandemie gemacht? Ich habe modulare Synthesizer gebaut. Während dieser schwierigen Zeit habe ich die Chance ergriffen, meine Leidenschaft für Musik und Technologie zu vereinen und mich in die faszinierende Welt der modularen Synthesizer vertieft. Es begann als Hobby und wurde zum Nebenerwerb.
Modulare Synthesizer sind komplexe elektronische Musikinstrumente, die aus einer Vielzahl einzelner Module bestehen. Jeder dieser Module erfüllt eine spezifische Funktion und kann mit anderen Modulen verbunden werden, um eine nahezu unbegrenzte Vielfalt an Klängen zu erzeugen. Typische Module umfassen Oszillatoren, Filter, Hüllkurven, LFOs (Low-Frequency Oscillators), Verstärker und Effekte. Durch die Verwendung von Patchkabeln können Musiker:innen die Signalwege zwischen den Modulen individuell festlegen, um Klangformung, Modulation und komplexe Klangexperimente zu realisieren. Dieses modulare Design ermöglicht es den Nutzer:innen, ihre eigenen einzigartigen Klangwelten zu erschaffen und sich kreativ vollkommen auszutoben.
Der Weg von der Entwicklung über die Produktion bis zur Verpackung, Auslieferung und Vermarktung eines modularen Synthesizers ist ein spannender Prozess, der eine sorgfältige Planung erfordert. Nachdem das Design des Synthesizer-Moduls abgeschlossen ist, geht es in die Produktion. Hier kommen spezialisierte Hersteller zum Einsatz, um die einzelnen Komponenten des Moduls zu produzieren, zu bestücken und zusammenzusetzen. Qualitätskontrollen und Tests stellen sicher, dass jedes Modul den hohen Standards entspricht, bevor es verpackt und für den Versand vorbereitet wird.
Neben der physischen Produktions- und Lieferkette spielt auch das Marketing eine zentrale Rolle bei der Einführung und Vermarktung der Synthesizermodule. Eine gezielte Marketingstrategie kann dazu beitragen, das Produkt einer breiteren Zielgruppe bekannt zu machen und das Interesse potenzieller Kund:innen zu wecken. So habe ich meine ersten Kampagnen bei Instagram gestartet und ein Gewinnspiel veranstaltet. Vielleicht reicht es nächstes Jahr ja auch für einen eigenen Stand auf der Superbooth – der größten Messe für Synthesizer in Europa.

Durch diese Tätigkeit konnte ich die Finessen der Produktentwicklung aus erster Hand kennenlernen. Von der Ideengenerierung über den Prototypenbau bis hin zur Feinabstimmung und Produktion habe ich den gesamten Prozess durchlaufen. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Kund:innen zu verstehen, um ein Produkt zu entwickeln, das sowohl funktional als auch ansprechend ist. Diese Erkenntnisse haben meine Herangehensweise an meinen Hauptjob beeinflusst, da ich nun einen ganzheitlicheren Blick auf den Produktentwicklungsprozess habe.
Darüber hinaus habe ich durch meine Nebenerwerbstätigkeit wertvolle Kenntnisse über die Vorbereitung elektronischer Produkte für den europäischen Markt gewonnen. Von CE-Kennzeichnung und Konformitätserklärungen bis hin zu den spezifischen Anforderungen einzelner Länder habe ich gelernt, wie wichtig es ist, rechtliche und regulatorische Aspekte zu berücksichtigen. Diese Einblicke haben mir geholfen, ein tieferes Verständnis für die Compliance-Anforderungen zu entwickeln, die auch in meiner Haupttätigkeit von Nutzen sind.
In der heutigen Arbeitswelt ist es entscheidend für Unternehmen, Innovation und unternehmerisches Denken bei ihren Mitarbeitenden zu fördern. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, Arbeitnehmer:innen zu ermutigen, Nebenerwerbstätigkeiten aufzubauen. Dieser Ansatz bietet zahlreiche Vorteile für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen gleichermaßen.
Durch die Erkundung und den Ausbau ihrer Talente außerhalb ihres Hauptberufs haben Mitarbeitende die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen weiterzuentwickeln. Diese zusätzlichen Kompetenzen können sich positiv auf ihre Leistung im Hauptberuf auswirken und ihnen ermöglichen, neue Perspektiven und Lösungsansätze in ihre Arbeit einzubringen. Indem Arbeitgeber:innen diese Weiterentwicklung unterstützen, fördern sie die persönliche und berufliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter:innen.
Zudem trägt die Förderung von Nebenerwerbstätigkeiten dazu bei, unternehmerisches Denken zu entwickeln. Indem Arbeitnehmer:innen ihre eigenen Projekte oder Geschäftsideen verfolgen, werden sie dazu ermutigt, eigenverantwortlich zu handeln und Risiken einzugehen. Sie lernen, sich mit Kunden oder Geschäftspartnern auseinanderzusetzen, sich um finanzielle Aspekte zu kümmern und ihre Zeit- und Ressourcenmanagement-Fähigkeiten zu verbessern. Diese unternehmerischen Fähigkeiten sind nicht nur für den Erfolg einer Nebenerwerbstätigkeit von Bedeutung, sondern auch für die generelle Wettbewerbsfähigkeit der Mitarbeiter:innen und des Unternehmens insgesamt.
Natürlich besteht immer das Risiko, dass eine Nebenerwerbstätigkeit zum Haupterwerb wird und die Aufmerksamkeit der Arbeitnehmer:innen von ihren Hauptaufgaben ablenkt. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber:innen klare Richtlinien festlegen, um sicherzustellen, dass die Haupttätigkeit weiterhin angemessen erfüllt wird. Dennoch sollte man dieses Risiko nicht als Hindernis betrachten, sondern als Chance, Vertrauen in die Mitarbeiter:innen zu setzen und ihr Engagement zu stärken. Indem man ihnen die Möglichkeit geben, ihre Leidenschaften zu verfolgen, kann ihre Loyalität und Motivation steigen, was sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre und das Betriebsklima auswirkt.
Darüber hinaus ist es wichtig zu erkennen, dass die Förderung von Nebenerwerbstätigkeiten eine Win-Win-Situation sein kann. Arbeitgeber:innen profitieren von den neuen Fähigkeiten und dem unternehmerischen Denken ihrer Mitarbeiter:innen, die sie direkt in ihre Arbeit einbringen können. Die Organisation kann von neuen Ideen und einer erhöhten Innovationskraft profitieren, die sich aus den vielfältigen Erfahrungen der Mitarbeiter:innen ergibt. Diese Art der Förderung kann auch dazu beitragen, die Arbeitgebermarke zu stärken und Talente anzuziehen, die eine vielseitige berufliche Entwicklung suchen.
Insgesamt sollten Arbeitgeber:innen ihre Arbeitnehmer:innen ermutigen, Nebenerwerbstätigkeiten auszuprobieren, da dies sowohl die persönliche als auch die berufliche Entwicklung fördert. Durch die Unterstützung von Nebenerwerbstätigkeiten können Unternehmen eine Kultur des unternehmerischen Denkens schaffen und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten und Leidenschaften weiterzuentwickeln. Indem Vertrauen in die Mitarbeiter:innen gesetzt wird, wird  nicht nur ihr Engagement gesteigert, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Organisation gestärkt.
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